Woher kommt eigentlich… Kristina Schröder?

Kristina Schröder ist seit 2009 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Als solche hat sie eine Schlüsselrolle bei gesellschaftspolitischen Reizdebatten um die Rolle von Frauen, um Kindererziehung und die politische Bildung von Jugendlichen. Woher stammt Kristina Schröder, wer und was hat sie geprägt?

Kristina Schröder, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Kristina Schröder, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Biographien über Kristina Schröder fangen gewöhnlich damit an, dass sie in „bürgerlichen Verhältnissen“ im mondänen Wiesbaden geboren wurde und aufwuchs. Der Vater war im gehobenen Justizdienst und leidenschaftlicher Motorsportler, die Mutter Immobilienmaklerin. Am 3. August 1977 erblickte sie als Kristina Köhler das Licht der Welt.

Viel mehr über sie sagen jedoch zwei Episoden aus ihrer Jugend, die von den Journalisten der ZEIT ausgegraben wurden. Die eine erzählt Bernhard Lorenz, heute Chef der CDU-Rathausfraktion in Wiesbaden: Es war 1991, die 14-jährige Kristina Köhler marschierte in die Kreisgeschäftsstelle der CDU und verlangte, dass man sie in die Junge Union aufnahm. Sie hatte alle Mitglieder des Bundeskabinetts auswendig gelernt. Heute sagt sie über diese Zeit: „Die in meiner Klasse haben für Pferde geschwärmt, ich für Helmut Kohl.“

Eine zweite Geschichte stammt von ihrem elf Jahre älteren Bruder. Er berichtet, wie seine Schwester bei ihrem Abitur 1997 am humanistischen Dilthey-Gymnasium in Wiesbaden freiwillig zur Nachprüfung antrat, um ihren Notendurchschnitt von 1,2 zu verbessern. Sie hatte Erfolg und schloss mit 1,1 ab. Unnötig zu bemerken, dass sie sich damit bei den Gleichaltrigen nicht eben beliebt machte: „es gab ne Menge Leute, die sie gehasst haben“, sagt ihr Bruder.

Studium und CDU-Karriere

Nach dem Abitur begann sie ihr Studium am anderen Rheinufer, in Mainz. Sie studierte Soziologie, Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichte – das Handwerkszeug für eine Berufspolitikerin. 2002 machte sie ihr Diplom und war frei für größere Aufgaben.

Schon während des Studiums fand ihr Aufstieg in der Wiesbadener CDU statt. Gefördert von Bernhard Lorenz und dem CDU-Kreisvorsitzenden Horst Klee wurde sie 1997 Kreisvorsitzende der Jungen Union. Seit 1994 war sie CDU-Mitglied, ein Jahr später schon gehörte sie dem Bezirksvorstand Westhessen an, ab 2000 der Stadtverordnetenversammlung in Wiesbaden.

Die junge, ehrgeizige und telegene Frau eignete sich hervorragend als Aushängeschild und ließ sich von Klee und Lorenz überzeugen, 2002 im Wahlkreis Wiesbaden für ein Bundestagsmandat zu kandidieren. Ihre prominente Gegnerin war die SPD-Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Kristina Köhler zweifelte, ob sie schon bereit für die Kandidatur sei, ließ sich jedoch überzeugen – und zog mit 25 Jahren über die Landesliste in den Bundestag ein. Eine ironische Wendung vor allem deshalb, weil ihr das Quorum der CDU zu Hilfe kam, das vorschreibt, dass stets 30 Prozent weibliche Kandidaten aufgestellt werden müssen. Kristina Köhler war vehement dagegen, hätte aber ohne diese Regel sicher keinen guten Platz auf der Landesliste erhalten.

Zur perfekten Grundausstattung der Berufspolitikerin gehört der Doktortitel. Diese Aufgabe ging die frischgebackene Bundestagsabgeordnete neben ihrem Mandat an. Sie blieb in ihrem Milieu und untersuchte, wie sich die Wertvorstellungen gewöhnlicher CDU-Mitglieder von denen der CDU-Bundesabgeordneten unterscheiden. Die Arbeit, die vom Mainzer Parteienforscher Jürgen W. Falter betreut wurde, wurde 2009 von der Universität angenommen und trägt den Titel „Gerechtigkeit als Gleichheit? Eine empirische Analyse der objektiven und subjektiven Responsivität von Bundestagsabgeordneten“.

Am Ziel mit 32 Jahren?

In Berlin lernte Kristina Köhler ihre späteren Ehemann Ole Schröder kennen, mit dem sie seit 2003 eine Beziehung führt. Der 1971 geborene Schleswig-Holsteiner Rechtsanwalt zog ebenfalls 2002 für die CDU in den Bundestag ein. Seit 2009 ist er parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium.

2010 heirateten Kristina Köhler und Ole Schröder und sie nahm seinen Nachnamen an. Als erste amtierende Ministerin wurde Kristina Schröder im Amt schwanger. Im Juni 2011 brachte sie eine Tochter zur Welt.

Als Abgeordnete profilierte sie sich vor allem im innenpolitischen Feld als Expertin für Extremismus. Ihre Positionen zeichnen sich durchgängig vor allem durch eine besondere Sensibilität gegenüber Islamismus und Linksextremismus aus. Sie gilt als liberal in ordnungspolitischen Fragen und setzt auf christlich-konservative Werte. Explizites frauen- und familienpolitisches Interesse ließ sie vor ihrer Berufung zur Minsterin kaum erkennen.

Für die Kanzlerin war dies kein Hinderungsgrund, die 32-Jährige Hessin 2009 in ihr Kabinett zu holen. Eine Personalrochade war nötig geworden, in deren Verlauf Familienministerin Ursula von der Leyen ins Arbeits- und Sozialministerium wechselte. Der freiwerdende Ministerposten musste auf Grund des in der CDU geltenden Regionalproporzes mit jemandem aus Hessen besetzt werden. So fiel das Auge Angela Merkels auf Kristina Köhler, die zwar erneut zögerte, aber schließlich am 30. November 2009 neue Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde.

Lesetipps zum Thema

Webtipps:

Literaturtipps:

  • Kristina Köhler: Gerechtigkeit als Gleichheit? Eine empirische Analyse der objektiven und subjektiven Responsivität von Bundestagsabgeordneten, Wiesbaden 2010.

  • Kristina Schröder/Caroline Waldeck: Danke, emanzipiert sind wir selber! Abschied vom Diktat der Rollenbilder, München 2012.